Milch & Fleisch

Rinder –
Klimaschützer
oder Klimakiller ?

Weidemast – eine nicht nur ökologisch sinnvolle, auf die Region angepasste Lösung für das Allgäu

Aus klimatischen und geologischen Gründen sind weite Teile des Allgäus reine Grünlandstandorte. Dieses sogenannte Dauergrünland ist der beste CO2-Speicher und trägt weltweit massiv zum Klimaschutz bei. Deutschlands Grünlandböden enthalten i.d.R. 40%-300% mehr Kohlenstoff als Ackerböden. Dauergrünland kann jedoch nur durch Beweidung mit Wiederkäuern und landwirtschaftlicher Nutzung erhalten und sinnvoll für die menschliche Ernährung genutzt werden. Neben der CO2-Speicherung bietet Dauergrünland noch weitere wichtige sogenannte Öko-Systemdienstleistungen. Dazu zählen:

• Hochwasserschutz –  das Grünland als Schwamm
Verhinderung von Bodenerosion – Boden festhalten 
Trinkwasserschutz – grüner Filter
Artenvielfalt – Lebensraum Wiese
Sehnsuchtsort – Erholung für Körper und Seele

Nutzt man also die natürliche Ressource Gras zur Fütterung von Wiederkäuern, betreibt man aktiven Klimaschutz und produziert natürlich gesunde Milch & Fleisch für die menschliche Ernährung. Also, eine klassische win-win Situation.

Warum werden dann Rinder und Kühe immer wieder als Klimakiller dargestellt?

Keine Manieren - Kühe pupsen und rülpsen

Wann immer über landwirtschaftliche Emissionen gesprochen wird, ist die Debatte über Methan emittierende Kühe nicht weit. Dieses Methan ist ein Produkt von bakteriellen Verdauungsprozessen, die in den Mägen von Wiederkäuern ablaufen. Die Kuh kann dieses Gas nicht weiter nutzen und scheidet es aus. So gelangt das Methan in die Atmosphäre, wo es nach durchschnittlich zwölf Jahren zersetzt wird. Dummerweise wirkt es in der Zwischenzeit als potentes Treibhausgas, was die Bilanz der Rinderhaltung massiv verschlechtert. Das ist jedoch nur die eine Hälfte der Bilanz. Auf der anderen Seite kann die Kuh positiv in ihrer Klimabilanz vermerken, dass sie nur Kohlenstoff ausstößt, welches Pflanzen zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Solange die Tiere regional auf Basis von Gras gefüttert werden, ist Rinderhaltung aus Klimasicht im Gleichgewicht.

Aber Probleme gibt es doch! – Fütterung und Haltung aus dem Gleichgewicht

Wenn also die direkten tierischen Emissionen ausbalanciert sind, wo bestehen die eigentlichen Probleme? Die kurze Antwort lautet: Wann immer fossile Brennstoffe verbrannt werden, entstehen klimaschädigende Emissionen. Beispiele dafür sind die Stromproduktion aus nicht erneuerbaren Energien, die Dieselverbrennung im Schlepper oder die Wärmeerzeugung mit Heizöl. All diese Aktivitäten tragen zum Klimawandel bei. Verdeckt, aber nicht weniger problematisch sind Emissionen aus Nutzung und dem Transport von Inputressourcen, die nicht auf dem Hof erzeugt werden, wie hoffremdes Futter, Saatgut, Pestizide oder mineralische Dünger. Insbesondere Stickstoffdünger verursachen nicht nur hohe Lachgasemissionen, sondern verschlingen auch gewaltige Energiemengen bei der Herstellung, wobei diese in der Regel nicht der Landwirtschaft angerechnet werden. Werden dementsprechend Futtermittel aus dem Ackerbau verfüttert oder noch schlimmer, sogar aus Übersee, schlagen die indirekten Emissionen aus Düngung, Feldbearbeitung, Ernte und Transport der Tierhaltung zu Buche. 

So schlimm sind sie dann doch nicht! Fütterung und Haltung im Gleichgewicht

Um also Emissionen einzusparen, können wir an bestimmten Stellschrauben ansetzen:

Der erste Punkt ist die Regionalität. Findet Aufzucht, Haltung, Futteranbau und Schlachtung innerhalb der Region statt, werden Transporte auf ein Minimum verkürzt und nebenbei die lokalen Gemeinschaften gestärkt.
Zweiter Punkt ist eine Low-input-Strategie. Werden Rinder und Kühe überwiegend grasbasiert ernährt, entspricht dies einerseits den natürlichen Bedürfnissen der Tiere, andererseits werden weder menschliche Lebensmittel noch um die halbe Welt gekarrte Futtermittel verbraucht. Wichtig dabei ist auch hier, dass Viehbestand und Futterfläche im Einklang stehen.

Sprich, je natürlicher und je einfacher Rinder ernährt werden, desto mehr können sie ihrem Job als Klimaschützer nachgehen.

 

Und jetzt setzen wir noch eines drauf! Verkanntes Genie! Kühe sind Klimaschützer

Gelingt es dem Landwirt durch eine nachhaltige Beweidung die organische Substanz im Boden zu mehren, ist er sogar in der Lage, Kohlenstoff aus dem System abzuziehen und in der Humusschicht zu lagern, ein Prozess, der Biosequestration genannt wird. Hier ist noch einiges an Forschung notwendig, um das Potenzial zur Kohlenstofflagerung zu evaluieren und zu quantifizieren. Siehe Forschungsprojekt: www.kuhproklima.de

Lesen Sie bei klugen Köpfen mehr zum Thema:

Anita Idel

Information des AK Tier und Fleisch gemeinsam mit Anita Idel – Das Rind und das Klima

Ulrich Mück, Dipl. Ing. agr

Grünland nur mit Fleisch

Ökosystemdienstleistungen

Wiesen und Weiden sind wahre Multitalente. Sie sind Lebensraum einer reichen Flora und Fauna, Erholungs- und Sehnsuchtsort für uns Menschen und dienen als Nahrungsquelle für unsere Tiere. Doch Grünland bietet noch viel mehr:  sogenannte Ökosystemdienstleistungen.

Klimaschutz

Deutschlands Grünlandböden enthalten in der Regel 40% - 300% mehr Kohlenstoff und Humus als Ackerböden . Über 70% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche der Erde sind Grünland . Alleine in Europa werden jährlich, laut der EU-Bodenschutzstrategie, bis zu 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid durch Grünland gebunden. Nicht nur die Pflanzen sondern insbesondere der Humus im Boden speichert das Gas in großen Mengen. Die im Boden gebundene Kohlenstoffmenge ist sogar etwa doppelt so groß wie die in der Atmosphäre und dreimal so groß wie die in der Vegetation.

Hochwasserschutz

Der sogenannte Oberflächenabfluss (Wasser, das sofort wieder abfließt) ist im Grünland nur halb so hoch wie auf Ackerböden. Dadurch gelangen Niederschläge zeitverzögert in Bäche und Flüsse, evtl. entstehendes Hochwasser fällt niedriger oder sogar ganz aus.

Bodenerosion verhindern

Der Humusverlust auf Äckern ist im Durchschnitt doppelt so hoch wie auf Wiesen und Weiden, vereinzelt sogar zehnmal so hoch. Die starke Durchwurzelung und der dichte Bewuchs auf Wiesen und Weiden halten den Boden fest und wirken der Erosion entgegen. Vor allem in steilen Hanglagen oder in Hochwassergebieten.

Trinkwasserschutz

Die dichten Wurzeln und die geschlossene Pflanzendecke filtern Oberflächenwasser beim Durchsickern. Im Gegensatz zum Acker entstehen hier auch kaum Probleme durch Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft.

Artenvielfalt

Das selektive Grasen und die unregelmäßige Düngung durch Kot und Harn bieten die Grundlage für die große Artenvielfalt extensiv genutzter Flächen. Vor allem der Kuhfladen ist Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten. Diese wiederum dienen als Nahrungsgrundlage für Vögel oder Fledermäuse. Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren im extensiv genutzten Grünland liegt gegenüber Ackerland deutlich höher.